Letzte Nacht träumte mir – und es gibt keine Worte, die das wiedergeben können –, dass ich im Auto mit meiner Familie über die Autobahn fuhr, und da kam eine Kurve, und ich merkte, dass ich viel zu schnell war, aber mit einem Mal, mit dem Schwung der Kurve, verbreiterte sich die Autobahn, sie passte sich meiner Geschwindigkeit an, so dass ich nicht vom Gas zu gehen brauchte und die Kurve einfach größer zog, und es war ein herrliches Gefühl über diese unendliche Weite zu fahren, die nur vom Horizont begrenzt war und deren Entstehen mit meiner Kurve zusammenhing. Dann schaute ich in den Rückspiegel und sah ein Flugzeug hinter mir, eine Sportmaschine, und ich wusste, dass ich auf die Start-bahn eines Flughafens geraten war, die mit der Autobahn verschmolzen war, und ich hatte das Flugzeug geschnitten, und es brach seitlich aus und überschlug sich, und ich tat so, als hätte ich nichts gesehen, und wir fuhren weiter, und ich sagte den anderen, die nichts von alldem mitbekommen hatten, kein Wort, und mir saß die Angst im Nacken, dass irgend-jemand mein Autokennzeichen notiert hätte, ich stellte mir vor, es gäbe so ein Gerät, mit dem man über Hunderte von Kilometern Entfernung Buchstaben und Zahlen entziffern könnte, und dass vielleicht dieses Gerät zum Einsatz gekommen war, und dass es nur eine Frage der Zeit sei, dass man mich aufspürte, und so war es dann auch: wir machten Rast in einer Wohnung, als es klopfte und sogleich zwei Männer in hellbrauner Uniform, hochde-koriert wie Generäle und gleichzeitig wie vom Geheimdienst, in der Wohnung standen und mich zur Rede stellten. Ich tat so, als wüsste ich von nichts, und es war auch kein richtiges Verhör, sondern nur ein Hin- und Hergeschiebe von Worten, so als durchdrängen sich zwei Wortwolken, und ich gewann den Eindruck, dass sie gar nichts in der Hand hatten, und die Maschine, das Buchstaben-Entziffergerät, nicht zum Einsatz gekommen war, nur: wieso waren sie dann auf mich gestoßen?
Köln, in der Nacht vom 26. auf den 27. September 2010
(140 x 80 cm)