Betrunken und zugeparkt
An der Ampel warten einige Fußgänger auf Grün. Als eine Autohupe ertönt, wenden sie den Kopf in Richtung einer der Garagen des gegenüberliegenden, weiß gekachelten Hauses. Die Garage ist von einem dunkelblauen Wagen zugeparkt. Ein Mann mit Halbglatze steht neben seinem schräg auf dem Bürgersteig abgestellten Mercedes, wohl nach einem vergeblichen Versuch an dem Hindernis vorbeizukommen. In kurzen Zeitabständen langt er durch das offene Seitenfenster in seinen Wagen und hupt, während er die Fassaden der umliegenden Häuser beobachtet. Jetzt wendet er den Blick Richtung Bushaltestelle, wo ein Betrunkener laut gestikulierend, eine Flasche in der Hand, mit halb heruntergelassener Hose, offenem Hemd und nacktem, vorgewölbtem Bauch auf ein auf den Bus wartendes Pärchen zutorkelt. Die junge Frau weicht zurück, fast will sie die Flucht ergreifen, doch der Mann stellt sich schützend vor sie, wie ein Vater, der sein Kind vor einem traumatischen Erlebnis bewahren möchte. Der Betrunkene dreht ab und schwankt Richtung Ampel, wo sich unterdessen eine neue Gruppe Wartender eingefunden hat, darunter ein Mann im Malerkittel, der mit einem Lächeln auf den Lippen einen Blick hoch zum bewölkten Himmel wirft. Er scheint mit der Welt im Einklang, sie ist ein Gefüge, in dem es sich leben lässt. Alle, die jetzt dort unten an der Ampel versammelt sind und den auf sie zusteuernden Betrunkenen mit argwöhnischem Blick mustern, haben ein Ziel, besitzen diese Zuversicht, die einen festen Händedruck verleiht. Und wenn nicht im Krankenhaus, so werden sie im Kreis ihrer Familie sterben.