sz-waldberta.jpg

Als ich schaute was ich sah staunte ich nicht schlecht
Edition Wasserburg, Kleve, April 2009
ISBN 978-3-9812570-2-1
16,80 EUR

zurück


Klappentext:

Es hat sich bestätigt, was ich auf der gestrigen Fahrt zum Starnberger See befürchtet hatte, als ich durch die Windschutzscheibe die vorüberziehende Landschaft betrachtete und vergeblich versuchte ein paar Sätze auf der Palette meines Wortschatzes anzumischen: Nämlich nackt und bloß, ohne das sonst übliche geistige Handwerkszeug, vor einem Berg, einem Haus, einem Baum, einem Waldrand, einem zwischen Hügeln hervorragenden Kirchturm zu stehen! Da ist Nichts zwischen dem Motiv und mir, weder eine wahre noch eine erfundene Geschichte, weder philosophische Überlegungen noch subjektive Befindlichkeiten, nichts von all dem, aus dem gewöhnlich der Stoff des Schreibens gemacht ist.

Der Autor hat sich in ein heikles Unternehmen gestürzt. Inspiriert von Carl Philipp Fohr, einem der größten Talente der romantischen Malerei, der kurz in München studierte und von dort eine Wanderung nach Venedig unternahm, bevor er 1818 im Alter von 22 Jahren in Rom im Tiber ertrank, fertigte er Skizzen vom Alpenvorland und einer Fahrt nach Venedig an, mit dem Unterschied, dass er nicht nach der Natur zeichnete, sondern schrieb. Mit einem als Staffelei dienenden Schreibbrett in der Hand überführte er – in der Hoffnung, dass ein wenig der Leichtigkeit, mit der Fohr den Zeichenstift geführt hat, auf seine Federführung abfärben möge – das Gesehene in Worte und das Geschaute in den Raum zwischen den Zeilen.

Die Auswahl der Motive wurde dabei ausschließlich von seinem persönlichen Ergriffen-Sein bestimmt, weshalb sich unter ihnen so verschiedene wie das KZ von Dachau, eine Blume am Wegrand, ein Badesteg am Starnberger See, das Gedenkkreuz Ludwigs des Zweiten, die Arena von Verona oder ein Tauben fütternder Junge auf dem Markusplatz in Venedig finden.

Neben den literarischen Skizzen enthält das Buch ein Journal, in dem der Autor das Verhältnis von Zeichnen und Schreiben reflektiert, sowie eine dreiteilige Erzählung Licht und Unlicht, in der Carl Philipp Fohr einem Engel begegnet, der ihn dabei unterstützt, das Unmögliche möglich zu machen, nämlich bei Vollmond den Sternschnuppenschwarm der Perseiden zu skizzieren.

 

Rolf Steiner arbeitet sowohl als Schriftsteller, wie auch als Bildender Künstler. Nach seinen eigenen Worten ist er ein Maler, der nicht malen kann, dem alles zu Druckerschwärze gerät, der mit dem Schwarz des Gedruckten Ausflüge ins Blaue der Bildenden Kunst unternimmt. Neben Romanen, Erzählungen und Essays stellt er in Zusammenarbeit mit Künstlern Mappenwerke, bibliophile- und Künstlerbücher her.